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Wie eine hochwertige Gesundheitsversorgung für alle Menschen auch in Zukunft gewährleistet bleibt

Welche Zukunftsmodelle im Gesundheitswesen ökonomisch tragbar und praktisch umsetzbar sind, ist am kommenden Dienstag, 5. März, in der Bistumsakademie Die WolfsburgThema der Jahresveranstaltung des Rates für Gesundheit und Medizinethik des Bischofs von Essen. Einer der Referenten ist der Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am Essener RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Prof. Dr. Boris Augurzky. Er betont: „Die gegenwärtigen Krankenhausstrukturen sind nicht geeignet, um den vor uns liegenden Herausforderungen gerecht zu werden.“

Fachkräftemangel, demografischer Wandel und ein antiquiertes Vergütungssystem: Das Gesundheitssystem steht unter enormem Druck. Die im Juli 2023 auf den Weg gebrachte Krankenhausreform verspricht grundlegende Änderungen, die die Transformation und Modernisierung des Gesundheitssystems möglich machen und dabei die Versorgungsqualität halten.  

Welche Neuerungen erfolgversprechend sind und ob sich die unabwendbare Transformation gerecht gestalten lässt, ist am Dienstag, 5. März, um 19 Uhr Thema der Jahresveranstaltung des Rates für Gesundheit und Medizinethik des Bischofs von Essen in der Wolfsburg.

Unter dem Titel „System Change im Gesundheitswesen – Neue Wege in der Versorgung und Finanzierung“ diskutieren der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und Fachleute, wie ein Systemwandel im Gesundheitswesen aussehen muss, damit es dem Menschen zugewandt bleibt. Zu der von Akademiedozent Mark Radtke moderierten Abendveranstaltung werden auch der medizinische Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum, Prof. Dr. Christoph Hanefeld, die Leiterin der NRW-Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, Barbara Steffens, und der SPD-Politiker Dirk Heidenblut, erwartet.   

Im Vorabinterview für das Magazin Akzente der Bistumsakademie (Ausgabe 1/24) unterstreicht der Gesundheitsökonom Augurzky die Notwendigkeit, die Krankenhauslandschaft zu überdenken und effizienter zu gestalten, um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei sei es essenziell, nicht pauschal Bettenkapazitäten zu reduzieren, sondern ganze Einrichtungen zu stärken und andere umzuwidmen. Die geplante Reform konzentriere sich daher auf eine Begleitung dieses Strukturwandels.

Augurzky zeigt angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels Verständnis für die Verunsicherung der Menschen im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung. „Wenn wir keine grundsätzlichen Anpassungen in der Gesundheitsversorgung vornehmen, wandern wir langsam, aber sicher in eine Rationierung“, sagt Augurzky. Eine Rationierung drohe, wenn weniger junge Menschen eine steigende Zahl älterer Menschen versorgen müssten. Das sei kein böser Wille. „Das ist reine Arithmetik, für die auch niemand eine Schuld trägt.“ Aber: Es gebe Potenziale, die Versorgung durch effizientere Strukturen, Digitalisierung und intersektorale Zusammenarbeit zu verbessern, um so mit weniger Arbeitskräften mehr Menschen versorgen zu können. Das Ruhrgebiet biete sich dafür ganz besonders an: „Hier ist die Krankenhausdichte sehr hoch, es gibt viele Spitzenangebote und ein großes Potenzial zur Schwerpunktbildung“, so Augurzky.  

In Bezug auf Finanzierungs- und Geschäftsmodelle betont der Gesundheitsökonom die Notwendigkeit eines Zusammenwachsens der ambulanten und stationären Sektoren sowie die Bedeutung telemedizinischer Angebote. Diese Innovationen könnten dazu beitragen, den Zugang zur Gesundheitsversorgung auch fernab von Ballungsgebieten zu erleichtern und eine hochwertige Versorgung zu gewährleisten.

Das Hauptziel der Reformen müsse allerdings darin bestehen, eine Rationierung im Gesundheitswesen zu vermeiden und das Patientenwohl zu sichern, unterstreicht Augurzky. Die geplante Krankenhausreform schaffe die Voraussetzungen für eine effizientere Versorgung, auch in Zeiten des demografischen Wandels. „In dieser demografischen Zeitenwende wäre es ein großer Erfolg, wenn wir die Qualität der Versorgung halten können. Damit sichern wir das Patientenwohl nachhaltig.“

INFO: Professor Dr. Boris Augurzky
Prof. Dr. Boris Augurzky ist Mitglied in der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ des Bundesministeriums für Gesundheit, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, außerplanmäßiger Professor an der Universität Duisburg-Essen sowie Vorstandsvorsitzender der Rhön-Stiftung. Er ist zudem unter anderem Mitglied des Expertenbeirats „Corona-Hilfen“ am Bundesministerium für Gesundheit sowie Mitglied des Rates für Gesundheit und Medizinethik des Bischofs von Essen.

INFO: Die gesellschaftspolitischen Räte des Bischofs von Essen
Die gesellschaftspolitischen Räte im Bistum Essen spielen eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Ruhrbistums. Ursprünglich als berufsständische Vertretungen gegründet, haben sie sich kontinuierlich weiterentwickelt. Heutzutage verstehen sie sich nicht nur als Beratungsgremien des Ruhrbischofs, sondern auch als aktive Mitgestalter der gesellschaftspolitischen Prozesse im Bistum Essen. Seit 2014 koordiniert die Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim die Arbeit der Räte. Durch diese enge Kooperation werden wichtige Verbindungen zwischen den Themen der Räte und der Akademie geschaffen. Die Räte umfassen den Rat für Gesundheit und Medizinethik, den Rat für Wirtschaft und Soziales, den Rat für Ökologie und Nachhaltigkeit sowie den Rat für Bildung.

 

Text: Maria Kindler | Die Wolfsburg

Foto: Sven Lorenz | RWI

 

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