
Geschichte der Wolfsburg
In der Nähe der Ruhr – mitten in einer der größten industriellen Kulturlandschaften Europas – liegt die WOLFSBURG in einem ausgedehnten Waldgebiet.
Im Jahr 1906 erbaut, diente sie als Kur- und Waldhotel des Solebades Raffelberg in Mülheim an der Ruhr. Der ungewöhnlich klingende Name WOLFSBURG erinnert daran, dass bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in den umliegenden Wäldern Wölfe gelebt haben.
Die Architekturgeschichte und Entstehung der Akademie
In der Abendausgabe der Rhein- und Ruhrzeitung vom 20. Juli 1906 hieß es:
„Das auf der Waldhöhe südlich der Monning von Herrn Böllert errichtete Kurhaus schreitet in seiner Ausführung rüstig vorwärts. Die ganze Bauausführung lässt darauf schließen, dass das imposante Bauwerk allen modernen Anforderungen entsprechen wird. Die Lage ist außerordentlich glücklich gewählt. Auf einer weithin sichtbaren Höhe des Duisburger Waldes gelegen, bildet der Bau ein wirksames Gegenstück zu dem gegenüberliegenden Aussichtsturm auf dem Kaiserberge. Von den hoch oben an der West- und Ostgiebelseite angebrachten Balkonen bietet sich dem Beschauer ein so herrliches Panorama der weiten Waldungen mit ihren Spazierwegen, wie von kaum einem anderen Punkte in der Nähe.“
„Barocke Dachformen, Jugendstilelemente, Schieferverkleidung, aufgesetztes Fachwerk, unregelmäßige Fensterfronten, plötzlich hervorspringende Erker“.
So hat der Gast die WOLFSBURG vor Augen und damit ein hervorragendes Beispiel des Stils der sogenannten Gartenstadtbewegung. Die unter Denkmalschutz stehende WOLFSBURG steht für die Bauweise dieser Bewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. In der Zeit der Industrialisierung mit stetig anwachsenden Städten an der Ruhr wollte man Gebäude mit interessanter Architektur schaffen, Gebäude mit menschlichem Maß, Orte, an denen Menschen ganzheitlich leben können.
Als ob die Erbauer der WOLFSBURG geahnt hätten, dass hier einmal eine Katholische Akademie ihren Ort finden würde. Dieses menschliche Programm der Gartenstadtbewegung ist für das Team der WOLFSBURG – verbunden mit christlich geprägter Gastfreundschaft – von bleibender Aktualität. Gäste sollen sich mit Leib und Seele angesprochen fühlen.
Die WOLFSBURG ist ein Haus mit einer über 100jährigen Geschichte. Zunächst geplant als feudales Wohnhaus, später realisiert als Hotel und Ausflugsgaststätte, im Krieg Ort der Flugabwehr für das westliche Ruhrgebiet und nach Kriegsende Sitz der englischen Besatzungsmacht, ist die WOLFSBURG seit 1960 die Katholische Akademie des kurz zuvor gegründeten Bistums Essen.
Gleich nach der Gründung des Bistums Essen 1958 ging Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbachauf die Suche nach einem größeren Tagungshaus. Er wusste um die Bedeutung einerzentralen Bildungsstätte für das Zusammenwachsen des jungen Ruhrbistums. Aufgabe der von ihm im Jahr 1959 gekauften WOLFSBURG sollte es nach seinen Worten sein, die „Einheit unseres jungen Bistums zu stärken und sichtbar in Erscheinung treten zu lassen“.
Aufgrund des großen Bekanntheitsgrades in der Region blieb der für eine Katholische Akademie ungewöhnliche Name WOLFSBURG erhalten.
Der Architekt Max von Hausen, der u.a. das Gelsenkirchener Musiktheater errichtete, übernahm den Umbau. Ihm lag an einer Bildungsstätte, „in der in Freiheit und Muße menschliche Begegnungen stattfinden und klärende Gespräche über die vielfältigen Fragen und aktuellen Probleme geführt werden können“. Gründungsdirektor Georg Scherer sprach von einem modernen, freien und offenen Haus, was die Arbeit erleichtere. „Die gewissen konfessionellen Häusern eigene Atmosphäre“ traf nach Ansicht vieler Gäste auf diese neue Akademie nicht zu. „Manche Widerstände und Bedenken sind schon beim Betreten der Eingangshalle überwunden“, so Scherer.
Bischof Hengsbach hatte bereits bei der Gründung in einer ähnlichen Richtung formuliert: „Natürlich soll dieses Haus kein katholisches Ghetto sein, das nur solche aufzunehmen bereit ist, die schon zu uns gehören … Es ist das tiefste Anliegen der Kirche unserer Tage, die Grenze (zwischen Kirche und Welt) zu überschreiten“. Er war davon überzeugt, die WOLFSBURG müsse ihre „Tore“ weit öffnen, um Kontakt mit der Welt zu schaffen.
Die Kirche als weltoffene Gemeinschaft zu verstehen, die „sich der Welt schuldig ist“ (Ernst Michel) und Wege aus einem „Religionsghetto“ suchen muss, wie es am Gründungstag der Akademie hieß, ist eine Sichtweise aus den reformpädagogischen Bemühungen in der Weimarer Zeit, die den Theologen Romano Guardini stark prägte und seine Arbeit auf der Burg Rothenfels bestimmte. Auch die Katholische Akademie DIE WOLFSBURG erhielt durch sein Denken wichtige Impulse. Das neue Denken einer „anthropologischen Wende“ bestimmte das Akademieprogramm von Beginn an. Zusätzlich prägte der Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils mit seiner Anerkennung der Bedeutung der „Zeichen der Zeit“, der Wahrheit der weltlichen Sachbereiche, der Religionsfreiheit und der Wichtigkeit interreligiöser Arbeit die Akademiearbeit entscheidend.
In den Jahren von 1989 bis 1992 wurde die Wolfsburg vollständig saniert. Das Hauptgebäude wurde entkernt und neu errichtet. Es entstand ein modernes Tagungshaus mit dem „Gesicht“ der alten Heimatstilfassade. Hinzugekommen ist inzwischen noch ein weiteres Gebäude, das restaurierte und ebenfalls unter Denkmalschutz stehende „Fachwerkhaus“, die alte Remise des Ausflugshotels.
In den Jahren von 2009 bis 2012 wurden alle Gästezimmer und Tagungsräume nochmals grundlegend renoviert. Neuste Tagungstechnik, Internetzugang, Klimatisierung, Leitbildschirme an den Tagungsräumen, flexibles Tagungsmobiliar und die Neugestaltung von Zisterne, AkademieBistro und AkademieRestaurant ermöglichen eine optimale, teilnehmerorientierte Tagungsarbeit.
Bleibender Maßstab ist, was am Anfang der WOLFSBURG stand: Ein Haus mit menschlichem Maß, mit ausgeprägter Gastorientierung, das offen ist für die Gespräche über die wichtigen Fragen von Kirche und Gesellschaft.