
Bischof Overbeck: Rechtsextremismus widerspricht christlichem Menschenbild
Diskussion mit Mitarbeitendenvertretungen in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“
Rechtsextreme Positionen und völkisches Gedankengut sind mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der katholischen Kirche aus prinzipiellen Gründen unvereinbar. Das hat Bischof Franz-Josef Overbeck jetzt bei einem Treffen in der Wolfsburg mit den Mitarbeitendenvertretungen im Bistum Essen betont.
Wer in Einrichtungen der katholischen Kirche arbeitet, kann nicht gleichzeitig rechtsextreme, insbesondere national völkische Positionen vertreten, betonte Bischof Franz-Josef Overbeck jetzt bei einem Treffen in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ mit den Mitarbeitenden-Vertretungen im Bistum Essen. „Das fundamentale Gebot der Nächstenliebe kennt keine Ausnahmen nach Hautfarbe oder Pass – im Gegenteil, es gebietet uns gerade, den Fremden aufzunehmen und dem Schwachen beizustehen. Völkisches Denken pervertiert diese christliche Botschaft ins Gegenteil. Darum spreche ich auch sehr deutlich von Unvereinbarkeit. Wir weisen als Kirche mit Nachdruck jede Form von Rassismus und Menschenverachtung zurück.“
Bischofskonferenz: „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“
Mehrfach bezog sich Overbeck in seinen Ausführungen auf die im Februar vergangenen Jahres von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedete Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Die völkische Idee, eine Nation müsse ethnisch und kulturell völlig einheitlich sein und die daraus konstruierte „Wir gegen die“-Vorstellung „widerspricht dem christlichen Menschenbild, denn jeder Mensch – egal welcher Abstammung und Kultur – ist von Gott gewollt und gleich wertvoll“. Christinnen und Christen glaubten „an die absolute Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes“ und fühlten sich deshalb dazu verpflichtet, Fremde aufzunehmen und Schwachen beizustehen.
Debatte soll Bewusstsein für Werte stärken und auf Gefahren hinweisen
Nicht nur Rechtsradikalismus, auch linksextreme Gewalt und religiöser Fanatismus seien mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. Er lege den Schwerpunkt jedoch bewusst auf dem Rechtsextremismus, „weil er in Deutschland gegenwärtig die größte Bedrohung dieser Art darstellt“. Für die Arbeit in den katholischen Einrichtungen wie Pfarreien, KiTas, Krankenhäusern, Schulen, Jugend-, Alten- oder anderen Sozialeinrichtungen empfahl der Bischof eine Doppelstrategie: „Keine Toleranz für Hass, für Rassismus, für Antisemitismus, auf der einen Seite – auf der anderen Seite aber auch der Versuch, durch Begegnung und Argumente Menschen zurückzugewinnen, die auf Abwege geraten sind.“ Es gehe vor allem darum, in den kirchlichen Organisationen und Einrichtungen eine Debatte darüber anzuregen, „um ein Bewusstsein für die Bedeutung unserer Werte zu stärken und auf die Gefahren extremistischer Parteien hinzuweisen“.
„Wir schauen hin, wir sprechen an, und wenn nötig ziehen wir Konsequenzen“
Bei möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen gebe es keinen Automatismus, hob der Bischof hervor, sondern immer den Blick auf den Einzelfall: „Wir schauen hin, wir sprechen an, und wenn nötig ziehen wir Konsequenzen – abgestuft nach der Schwere des Falls und der Stellung der Person.“, so der Bischof.
Text: Thomas Rünker | Bistum Essen
Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen