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Overbeck: „Verantwortungsethos leben“ |   Tagungsrückblick

Die Frage, ob die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft zu einer Entfremdung des Menschen von der Natur führt, war Thema eines Podiums in der Wolfsburg. Es war die letzte Veranstaltung des Rates für Land- und Forstwirtschaft in seiner bisherigen Form. Als Rat für Ökologie und Nachhaltigkeit soll er nach dem Transformationsprozess, der im kommenden Jahr beginnt, kontinuieren.

Ein bewusster Umgang mit Ressourcen und ein Gespür für Klimagerechtigkeit können nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck einer Entfremdung des Menschen von der Natur entgegenwirken. Dieses notwendige „Verantwortungsethos“ habe nur, wer die Natur und auch seine Mitmenschen achtsam wahrnehme, sagte Overbeck am Dienstag bei der Jahresveranstaltung des Rates für Land- und Forstwirtschaft in der Katholischen Akademie, „Die Wolfsburg“, in Mülheim. Wer dementsprechend lebe, dem eröffneten sich neue Wege, die Natur zu entdecken.

Overbeck diskutierte mit dem Biologen Dr. Florian Fiebelkorn, dem Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Hendrik Müller und der Ökologin Dr. Christiane Schell über die Frage, welchen Einfluss eine immer digitaler aufgestellte Gesellschaft auf das Verhältnis des Menschen zur Natur hat. Das Podium moderierte Akademiedozent Mark Radtke. Das Grußwort sprach Ratssprecherin Marlies Schmitz.

Der Biologe Dr. Florian Fiebelkorn von der Universität Osnabrück sah in erster Linie die Schulen mit ihrem Biologieunterricht in der Pflicht, einer Entfremdung von der Natur entgegenzusteuern. Wissen um die Natur und Naturerfahrungen seien dafür Voraussetzung, reichten aber nicht aus. Wichtiger sei es, Schüler für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren, etwa durch bewusste Ernährung oder ihr Konsumverhalten.

Der Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Hendrik Müller empfahl, Natur und Digitalisierung nicht als gegensätzlich zu betrachten. Die Digitalisierung könne genutzt werden, um Kinder und Jugendliche für die Natur zu begeistern, etwa mit Hilfe von Apps und anderen digitalen Tools, die helfen, die Natur zu entdecken und zu verstehen.

Die live zugeschaltete Ökologin Dr. Christiane Schell vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn sprach sich für eine personelle Hinführung zu Themen der Natur aus. Personen, die nicht von oben herab und moralisierend, sondern begleitend und Schritt für Schritt andere der Natur zuwenden, seien hierbei AkteurInnen, die gegen eine Naturentfremdung arbeiten würden.

Die Podiumsdiskussion „Naturentfremdung – Kehrseite einer digitalen Gesellschaft?“ war die letzte öffentliche Veranstaltung des Rates für Land- und Forstwirtschaft im Bistum Essen in seiner bisherigen Form.

Im kommenden Jahr wird der Rat umstrukturiert. Er wird sich künftig als Rat für Ökologie und Nachhaltigkeit neben Themen der Land- und Forstwirtschaft auch mit weiteren Themenfeldern der Ökologie befassen und Akteure aus diesen Gebieten einbinden.

Aufgrund der wegen der Corona-Pandemie geltenden Abstandsregelungen war die Veranstaltung auf gut 30 Teilnehmer begrenzt und wurde deshalb live gestreamt.

 

Hintergrund: „Die Wolfsburg“ organisiert seit 2014 die Arbeit der gesellschaftspolitischen Räte des Bischofs von Essen und ist zugleich auch deren Tagungsort. Ratsmitglieder sind bedeutende Akteure der Region aus verschiedenen Themen- und Fachbereichen. Neben dem Rat für Bildung gibt es den Rat für Gesundheit und Medizinethik, den Rat für Land- und Forstwirtschaft sowie den Rat für Wirtschaft und Soziales. Durch die Kooperation zwischen Akademie und Räten schafft das Bistum wichtige Verbindungen in wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitspolitischen, medizinethischen sowie in land- und forstwirtschaftlichen Themen. (ki)

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